Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 6.7.2006
Die Nacht als Kunst-Verbündete
Aufregendes Projekt fürs Kulturhauptstadt-Jahr: Inszenierte Fenster in der nächtlichen Stadt
Von SZ-Mitarbeiterin Sabine Graf
Flirrende Lichter, "eingesperrte" Frauen, irritierende Formen: Studierende der Kunsthochschule wollen Fenster in der Saarbrücker Innenstadt zu nächtlichen Kunstwerken machen. Eine Ausstellung in der K4 Galerie zeigt ab morgen das Konzept.
Saarbrücken. Am Freitagabend öffnet in der K4 galerie eine Ausstellung, die zeigt was sein kann: "Das inszenierte Fenster in der nächtlichen Stadt". So lautet das Projekt, das Professor Daniel Hausig und seine Studierenden seit vergangenem Wintersemester bereits beschäftigt. 100 Tage sollen - im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2007 - von Anfang November 2007 bis Ende Februar 2008 in der Stadt Saarbrücken möglichst viele Schaufenster Raum für die Projekte der 25 Studierenden bieten.
Daniel Hausig spricht von dem "bestimmten Ziel", das über die aktuelle Projektvorstellung notwendig hinausgeht. Kurzum, "der unbekannte Faktor ist, kriegen wir genügend Fenster zur Verfügung gestellt?", sagt er. "Wir brauchen die Bereitschaft der Hauseigentümer und Ladenbetreiber", fügt Galerist Werner Deller hinzu, dessen K4 galerie das Projekt nach Kräften unterstützt. Das heißt in dieser Projektphase: "Vertrauen bilden und die Öffentlichkeit informieren", um neue Partner zu finden, vermelden Hausig und Deller.
Im Boot der Partner und Sponsoren sitzen bereits die Saarbrücker Stadtwerke, die Landeshauptstadt, das Kultusministerium und der Werkbund Saar.
Wer mitmacht, will wissen, was er erwartet, darüber ist sich Daniel Hausig im Klaren: Da dieses Projekt im Rahmen des Jahres der Kulturhauptstadt Europas 2007, Luxemburg und der Großregion stattfindet, wird jedes zur Verfügung gestellte Schaufenster ein Teil davon. Ein Umstand, auf den das Motiv eines röhrenden blauen Hirschen hinweist, der das Wahrzeichen der Kulturhauptstadt Luxemburg und der Großregion ist.
Jedem leeren Schaufenster Erleuchtung zu bescheren, dafür sei das Projekt nicht ausgelegt, stellt Daniel Hausig klar. Ebenso wenig ist Kunst ein Lückenfüller für die blinden Flecken im Neon getünchten Gesicht der Stadt. Kunst wird zum Medium, das im Stadtraum seinen Platz einnimmt. Die Projekte, die von der Lichtkunst zu multimedialen Ansätzen mit Film, Malerei und Video reichen, bilden daher "einen Lichtparcours, der sich durch die ganze Stadt zieht und leer stehende wie bewirtschaftete Läden miteinschließt", beschreibt Daniel Hausig das Konzept.
Es sind "Bildwelten, die man sonst nicht findet", fasst Daniel Hausig zusammen: Es ist eine andere, nichtkommerzielle Ansicht, die den erwarten soll, der in eines dieser nächtlichen Lichtbilder in den Schaufenstern blickt. Doch dafür braucht es noch ein paar Gastgeber.