Oliver Möst
Oliver Möst - Biografie
1968 geboren in Füssen/Allgäu
1987 erste photographische Arbeiten
1992 -94 Ausbildung am Lette - Verein, Abschluss als Photodesigner
1996 Gründung des FOEN X Photostudios, mit Eva Kinader &
Florian von Ploetz
Auswahl Einzel - & Gruppenausstellungen
1991 Brazil - Dengel Galerie / Reutte - Austria,
Portraits & Landschaften aus Brasilien
1995 Berliner in der Mitte - Apparat Galerie / Berlin,
396 Portraits, photographiert August 94, mit Florian von Ploetz
1997 Lebensmittel - means for life - Galerie Am Scheunenviertel
/ Berlin
R.I.M.T. Gallery / Melbourne
- Australia, FOEN X - Gruppenausstellung
1999 Wahlboutique - Galerie Am Scheunenviertel, Berliner
wählten zur Bundestagswahl 98 Ihre/n Photograph/in,
260 Portraits
von unseren Wähler/innen, mit Eva Kinader
2000 Moerder & 2 Oeltanks - Galerie Am Scheunenviertel,
Eine Auswahl aus 7 Jahren Sofortbildpostkartenaustausch, mit Florian von
Ploetz
Dasbinichdas - Galerie Am Scheunenviertel, Eine
Auswahl aus 10 Jahren Selbstportrait
2001 unplugged - Fotoforum West / Innsbruck - Austria,
Gruppenausstellung von 10 Berliner LochkameraPhotographen, Photos aus
der Serie Audigraphien
Vitrinengäste - Ehemalige Galerie Am Scheunenviertel
/ Berlin, Künstlerportraits 1999/2000
Berlin Mitte Triptychon - Galerie Seestrasse
/ Berlin, mit Geneviève Gilabert & Florian von Ploetz, Photographie
& Video
2002 Schau das FOEN X Photostudio zeigt Arbeiten
der letzten Jahre, Retro & Neue Arbeiten (Photographie
& Video)
"wem
ich begegnet bin", K4 Galerie, Saarbrücken -Gruppenausstellung,
Photos aus der Serie 360 ° ,,Lochkameraportraits"
2003 Clackastigmat 6.0 , Otto Nagel Galerie, Berlin,
Photographien mit 6.0 Dioptrin
2004 "Durchs
Loch gesehen", K4 galerie, Saarbrücken
2005 Aus
der Serie, K4 galerie, Saarbrücken
Audigraphie
- Clackastigmat - PenParamat K4 galerie, Saarbrücken - Drei Werkgruppen mit Katalog
GOLDENE ZEITEN, Gruppenausstellung, Mixküche, München
Stadtbilder, Strandbilder, Standbilder, Monochrom, Berlin
Klubfoto: Respekt, Gruppenausstellung, im Rahmen der Phototriennale Hamburg, Katalog
Schöne Aussichten Pallasseum, Berlin & Otto Nagel Galerie, Berlin; Postkartenbuch
2006 zum Ball - Spiel; Gruppenausstellung, Tempelhof - Schöneberger Kunstpreis, Berlin
Klubfoto: Berühmt, Gruppenausstellung, Hamburg, Katalog
10 Jahre foen x Photostudio, Galerie Kraftwerk, Berlin
Schöne Aussichten, Galerie des Tempelhofmuseums, Berlin
Messen
2003 ART
Frankfurt (K4 galerie)
art.fair
Köln (K4 galerie)
2004 ART
Frankfurt (K4 galerie)
2005 ART
Frankfurt (K4 galerie)
Videoarbeiten mit/ für die Choreographin Marguerite Donlon
1999 Patch of Grass -
Deutsche Oper Berlin
2000 HugBarròg
- Backstage Theater / Longford - Irland
-
Tanztage im Pfefferberg / Berlin
2000 Different Directions - Tanzfabrik / Berlin
-
Theater Am Halleschen Ufer / Berlin
2001 -
Israel Festival, Tel Aviv & Jerusalem
2002 -
Staatstheater Saarbrücken / Alte Feuerwache
-
Burghof / Lörrach
2002 "Move" -
Staatstheater Saarbrücken
-
Internationale Tanzmesse Düsseldorf
2003 Chocolate -
Videoinstallationen /Alte Feuerwache, Saarbrücken
2003 Kitchendance -
Videoinstallation /Alte Feuerwache, Saarbrücken
Oliver Möst - Werkbeschreibung - Abbildungen
Werkgruppe Audigraphie
Photographie im Vorbeifahren, Text von Birgit Jooss (Veröffentlicht
in quadratur 4 / FKO Verlag)
Der Vorteil einer Photographie ist, dass Sie es ermöglicht, durch
das schnelle Abdrücken des Auslösers einen kurzen Moment unseres
Wahrnehmungsausschnittes deutlich und detailgenau abzubilden. Es entsteht
das Bild eines spezifischen Ortes zu einem bestimmten Zeitpunkt. Doch
entspricht dies tatsächlich unserer Wahrnehmung? Befinden wir uns
nicht ständig in Bewegung und nehmen unsere Umgebung gerade nicht
deutlich und detailgetreu, sondern oft unspezifisch und zufällig
wahr? Genau dieser Frage ist Oliver Möst mit seinen Photographien
auf der Spur, die er auf Autofahrten durch Berlin macht. Während
zwei der fünf hier abgebildeten Photos die reale Strassensituation
erkennen lassen - am eindeutigsten das Tor in der Aufnahme Müller-Breslau-Strasse
/ Strasse des 17. Juni-, offenbaren die anderen drei vollkommen
abstrakte Farbkompositionen.Wüsste man nicht von dem gemeinsamen
Entstehungsrahmen, könnte man sie motivisch nicht einordnen, sie
wären rein abstrakte Farbfelder, die man in der Regel nicht von einer
Photographie erwarten würde. Dennoch vermitteln auch sie den Eindruck
von Bewegungsunschärfe, das Schema, das allen Arbeiten dieser Serie
zugrunde liegt.
Der Titel der Serie lautet Audigraphien, eine Bezeichnung,
die auf Mösts Audi 80 zurückgeht, dessen Seitenfenster während
der etwa zweiminütigen Autofahrten als Stativ diente.
Je nach Ampel - und Geschwindigkeitssituation erzielte er mehr oder weniger
wiedererkennbare Bildergebnisse.
Sie sind bestimmt durch den Verkehrsfluss, durch das Fahren der Kamera
selbst. Möst geht es - im Gegensatz zu konventionellen Geschwindigkeitsaufnahmen,
die alles Konstante scharf und alles bewegte unscharf abbilden- um eine
direktere, subjektive Ausdrucksweise. Er möchte seine eigen private
Wahrnehmung von alltäglichen Fahrten vermitteln, in der sich die
feststehende Umwelt in Bewegungsunschärfe auflöst. Die Relation
des eigenen ruhigen Standpunktes - etwa durch das Abbilden des Autorahmens,
wie es der Photograph Anton Stankowski bereits um 1930 mit Arbeiten wie
1/100 sekunde bei 70 km/h zeigte - lässt er jedoch absichtlich
ausser Acht. Wichtig ist ihm nicht die Relation zwischen ihm und der vorbeirauschenden
Umwelt, nicht die Geschwindigkeit an sich, sondern der subjektive Blick
auf die Stadt.
Möst benutzt hierfür eine linsenfreie Lochkamera, die ihm längere
Belichtungszeiten und einen extremen Weitwinkel ermöglicht. Aufgrund
der materiellen Ausstattung ist dies sicherlich eine der unaufwändigsten
Arten zu photographieren: Eine Kameragehäuse ist aus jedem lichtdichten
Behälter herzustellen, während Sucher, Objektiv, Belichtungs-
und Zeitautomatik, Verschluss oder sonstige technische Rafinessen komplett
fehlen. Stattdessen ist der schwarz ausgekleidete Kasten - Möst benutzt
das Gehäuse einer Hasselblad ohne Objektiv, mit einem winzigen höchstes
ein Millimeter grossen Loch versehen, wodurch das gebündelte Licht
und somit das Bild der Umgebung auf die lichtempfindliche Schicht der
rückwändigen Kamerainnenseite projiziert wird. Um zu adäquaten
Bildergebnissen zu kommen, muss der Photograph zuvor die Länge der
Belichtungszeit je nach Helligkeit genau berechnen. Auch die Ausschnittwahl
kann nicht exakt bestimmt werden, so dass Imagination und Erfahrung and
die Stelle verlässlicher, hochentwickelter technischer
Perfektion treten.
Möst weiss also bei seinen Stadtfahrten nicht, was sich auf seinem
Film exakt abbilden wird, es ist jedesmal ein Experiment mit offenem Ausgang.
Er kann nicht genau kalkulieren, wieviel Strecke er innerhalb seiner Belichtungszeit
zurücklegen kann,ob er schnell vorankommen oder lange ins Stocken
geraten wird. Je konkreter das Bild, desto langsamer war sein Fortbewegungstempo,
währen hohes tempo ein abstraktes Bilergebnis zur Folge hat. Die
Photos spiegeln somit seine Situation von Bewegung und Stillstand wieder,
real Gesehenes bleibt bisweilen verborgen, während vielleicht nicht
Wahrgenommenes festgehalten wird - analog unserer Erinnerung, die selektiv
und selten detailgenau ist.
Bestechend ist die lyrische Stimmung der Photographien, vor allem hervorgerufen
durch den grünlich - blaugrauen Gesamtton der Aufnahmen. Er entspricht
der Nachmittagsstimmung der grauen Wintertage, die sich Möst für
seine Fahrten wählte. Das Bild Reichspietschufer lässt
vielleicht an einen Meeresspiegel denken, Gitschinerstrasse
oder Alt Moabit / Willi Brandt Strasse an atmosphärische
Himmelserscheinungen. Vor allem das Phänomen der Unschärfe,
heute ein äusserst aktueller und bestimmender Faktor aller Bildmedien,
macht die Lochkamera-Aufnahmen von Möst - alle High Tech-Entwicklungen
ignorierend - zu einem aktuellen Ausdrucksmittel unserer Zeit.
  
Audigraphien Berlin, 2000
Camera obscura
Links: Müller-Breslau-Straße/Straße des 17. Juni
Mitte: Münzstraße/Alexanderplatz
Rechts: Roedern Allee - Flottenstraße
je 30 x 30 cm
C-Prints auf Aludibond hinter Schutzfolie, Auflage 3+3
  
Audigraphien A9, 2000
Camera obscura
je 40 x 40 cm
C-Prints auf Aludibond hinter Schutzfolie, Auflage 5+5
Werkgruppe Clackastigmat
So eine Welt ohne Ecken und Kanten, von Bastian Bretthauer
Die Konjunktur der Unschärfe in der Fotografie steht unter Verdacht.
Unlängst hat der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich in ihr eine gegenwartsbejahende
"Ikonographie des guten Lebens" ausgemacht. Eine Frau betrachtet
unter einem Sonnenschirm am Meer ihre Kinder, ein Wolkenkratzer schimmert
im warmen Licht des Sonnenuntergangs und auf einem Schreibtisch schwebt
eine Lesebrille - quasi trunken von der Lektüre - über dem Feuilleton.
Sind diese Möst'schen Motive nun Chiffren einer privilegierten Lebensform?
Ästhetische Affirmationen an den modernen Betrachter, der reizüberflutet
die Beruhigung des Vagen
und Unverbindlichen sucht? Leicht konsumierbare Bilder, vielfach besetzt
mit Sehnsuchtssplittern gehobener Ansprüche? Ist der Fotograf Oliver
Möst also angekommen in der Leichtigkeit unscharf gezeichneter Bedeutungswelten?
Oder klingt etwa in der Unschärfe, die augenfällig als das leitende
ästhetische Prinzip seiner Arbeiten zu verstehen ist, eine sinnliche
Kritik an der visuellen Penetranz unserer Gegenwart an? Eine Kritik gegen
den Trend, alles zu zeigen. Alles sehen zu wollen oder sehen zu müssen?
Geht es Möst um das Geheimnis hinter dem Sichtbaren? Geht es um uns?
Oliver Möst trägt eine Brille. Seine Sehschwäche: links
2,0 und rechts 6,0 Dioptrin. Fast 40 Millionen Menschen haben in Deutschland
eine Brille vor den Augen und setzen sich also, wenn auch nicht künstlerisch,
so doch gelegentlich mit dem Phänomen "Sehschwäche"
auseinander. Ein guter Grund, über das Sehen nachzudenken. Der Ausgang
zur Betrachtung liegt bei uns selbst. Was sehe ich? Was siehst du? Was
sehen Sie? Bilder, die scharf sind, haben die Unschärfe überwunden.
Sie ignorieren die Erfahrungen, die in der Unschärfe möglich
sind. Wir wissen, was wir sehen! Wenn es um die Bedeutung des Gesehenen
geht,
greifen wir auf unser Wissen zurück. Ist das Bild gut oder schlecht,
sagt es, bedeutet es mir etwas - die Antwort liegt in der technischen
und ästhetischen Qualität des Bildes und in den Erfahrungen
des Betrachters verborgen. Und so geht das Bild eine Komplizenschaft mit
unseren Sehgewohnheiten ein. Dagegen wirkt Unschärfe irritierend
auf den Betrachter. Sie hinterfragt die Evidenz des Sehens: die Erkennbarkeit
der Welt. Sie kritisiert den visuellen Sinn, der oft allzu schnell erkennt,
allzu sicher einordnet und einsortiert. Unschärfe macht unsicher.
Oliver Möst hat seine Brillenlinsen mit der Intention vor die Kamera
montiert,
um uns seine Sehschwäche zuzumuten. Jetzt haben wir seine Brille
auf. Verschwommen, unscharf ist die Welt. Der Fisch im Museum schwimmt
und das weiße Haus am Meer läuft auf dem Boden aus. Es entsteht
eine Welt ohne Ecken und Kanten. Konturen, Identitäten, Personen
lösen sich auf. Unschärfe-Techniken gelten als probate Mittel,
innere Bilder, Traumsequenzen, Projektionen oder Rückblenden, Erinnerungen
hervorzulocken. Unschärfe-Techniken führen uns aber auch den
Wahrnehmungsprozess als solchen vor Augen. Sie verzögern ihn, sie
öffnen ihn. Noch sucht der Blick Halt, doch schon beginnen die Farben
und Schatten ihr Spiel. Die Bilder leben. Sie bewegen und verändern
sich. Ist das unscharfe Bild nicht deshalb auch gerade das, was wir brauchen,
fragt Ludwig Wittgenstein? Ein Versuch, das Leben mit anderen Augen sehen
zu lernen? Auch wenn uns Oliver Möst eigentlich seine Brille aufsetzt,
verlangen seine Bilder, sie abzunehmen. Nicht nur die Brille, die wir
auf der Nase tragen, sondern auch die alte im Kopf. Sehen wir schlecht?
Oder: Sehen wir anders? Kritik oder Konsum? Sehhilfen

Hoek van Holland, Triptychon aus der Serie Clackastigmat 6.0, 2003
C-Prints auf Forex, hinter Acryl, Auflage 8+2
34 x 138 cm
 
Trudelturm & Haus, Adlershof, Diptychon aus der Serie Clackastigmat
6.0, 2003
C-Prints auf Forex, hinter Acryl, Auflage 8+2
70 x 45 cm / 34 x 49 cm
Werkgruppe Penparamat
Vom Unterwegs-Sein, ein Text von Ingeborg Ruthe
Andere machen sich Notizen, wenn sie unterwegs sind oder sie besprechen
Diktiergeräte, um nicht zu vergessen, was sie sehen. Oliver Möst
fotografiert, füllt sein Tagebuch, sein Fahrtenbuch mit Aufnahmen,
die Rastlosigkeit vortäuschen mögen. In Wahrheit hat der Fotograf
gewiss recht lange vor seinen Motiven zugebracht. Entstanden sind rätselhaft
rhythmisch und immer vertikal zerstückte Panoramen. Der abendliche
Blick auf die Spree, nahe Jannowitzbrücke, von Kreuzberger Seite
aus, auf Mitte und Friedrichshain, auf S- Bahn und postsozialistische
Neubauviertel, wirkt gleichsam wie ein Zeitgedicht: fünf Momentaufnahmen,
vom gleichen Kamerastandpunkt aus, von einem Dach herab, aufgenommen.
Tausende Lichter spiegeln sich im Wasser, die Spree scheint winzige Eisschollen
zu führen, es kann auch nur eine Täuschung sein, und möglicherweise
ist die S-Bahn die selbe, oder aber zwei, drei Bildsequenzen weiter, längst
eine andere. Dies ist konzeptuelle - keine reportagehafte - Fotografie,
doch mit enormem poetischen Effekt. Der perspektivische Zugang zu den
Motiven schafft ein rhythmisches "Relief", die Anordnung der
Bildabschnitte in strenger Reihung gibt eine Art Rahmen, so dass die Motive
zwar aufs Engste verbunden und doch jeweils eine eigene geschlossene Einheit
sind. Es gibt darin Doppelungen, Spiegelungen, Reflexionen. Diese additiven
Motive erzählen, allerdings in Rätseln, denn Vorgefundenes wird
verfremdet, zu fast surrealer, beinahe malerischer Qualität. Und
immer ist da verdoppelte, vervielfachte Bewegung.
Oliver Möst benutzt dafür Halbformat-Kameras aus den Siebzigern,
Kenner nennen diese dienstbaren Apparate Agfa paramat, Olympus Pen oder,
ein bezeichnendes Wortspiel, auch Agfa parat. Mit der alten Technik kann
der Fotograf auf einem 36er Kleinbildfilm 72 Aufnahmen belichten. Ein
Freund hatte Ende der Neunziger damit fotografiert, Oliver Möst borgte
sich die Kamera, auf dem Flohmarkt kam er dann zu einer eigenen Kamera
dieser Art; bald erstand er die nächste und übernächste.
Die Halbformat begleitet ihn mittlerweile auf allen Wegen - von Berlin
über Madrid nach Rotterdam und seit dem Jahr 2000 entstand so die
Serie PenParamat; es sind Bilder vom Unterwegs-Sein, von Städten,
Architekturen, Plätzen, Innenräumen, von Häusern und Stadtbahnen
am Fluss. Und es sind Motive von Landschaften. Aufgenommen unmittelbar
aus der Hand und meist mit langen Verschlusszeiten. So wurde die Zentralhalle
der Bank Madrid bildwürdig: in vier Langzeit-sequenzen aufgenommene,
zu einem Panorama gefügte Hochformate, die Raum und Lampen kathedralartig
verschmelzen und in einen bewegten Zustand versetzen. Die Statik der Säulenarchitektur
der Halle wird durch die fliehenden Licht-er in einen Schwebezustand versetzt,
Tafeln und Ständer mit Informationsbroschüren scheinen zu fliegen,
Leuchten tanzen als Reflexionen auf dem steinernen Fußboden.
Die Panoramen erzählen, aber das Erzählen, auch das gehört
wohl zum Konzept des Fotografen, wird unvermittelt gestört; in den
streng zerteilten
Ansichten vom nächtlichen Rotterdamer Museumsplatz kommt das Sperrschild
einer Ausfahrt ins Bild oder auf dem spiegelglatten Fußboden eines
städtischen Foyers schwimmen von der Decke reflektierende Lampen
wie Seerosen in einem Teich. Da sind Spuren im Schnee am Hopfensee im
Allgäu, aufgenommen 2003. Die Fußstapfen führen zu einem
Surfbrett, wie ein Zaun versperrt es die Sicht auf einen verschneiten
Gebirgszug. Die Realität scheint gebrochen, irgendwie verschollen.
Es ist als wolle der Fotograf sie wieder herstellen durch eine Motivik,
in der der Vordergrund anscheinend nicht mehr so wichtig ist wie der Hinter-
und Mittelgrund - ein gleichsam historisches Bildprinzip, umgesetzt für
seine Unterwegs- Notizen.

Blick vom Dach, 2003
Halbformatfotografie
50 x 200 cm

Bank, Madrid, 2000
Halbformatfotografie
59 x 180 cm
|
|